Guten Tag Ihr Lieben,
ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal gehört habe, dass das Internet für alle Kreativen hervorragende Möglichkeiten der Selbstverwaltung bieten soll. Aber zehn Jahre und gefühlte hundert Jahre ist das mindestens her. Filme, Podcasts, informative und unterhaltsame Texte einstellen kann jeder. Aber damit ist es nicht getan. Und auch diejenigen, die lesen, hören und sehen möchten, um gut und günstig informiert und unterhalten zu werden, benötigen auch mehr als eine gründliche Suchmaschine, um auf ihre Kosten und zu ihrem Recht zu kommen. Damit Medienschaffende und Medienrezipienten im World-Wide-Web sinnvoll zusammenrücken können, eine sinnvolle Preispolitik möglich wird und alle Beteiligten von den Medienprodukten profitieren, sind sichere Strukturen mit so wenig Verwaltung als möglich, erforderlich. Die Vorstellung, dass Kreative und die Nutzer ihrer Produkte im World-Wide-Web einander näher kommen können, ist zumindest weitgehend nichts weiter als ein frommer Wunsch oder eine nette Idee, die es noch zu verwirklichen gilt, geblieben. Die gegenwärtige Diskussion über Urheber- und Verbrauchsrechte ist wichtig, denn die Zeiten haben sich im Bereich der Verbreitung von Medienprodukten bereits stark gewandelt, und sie befinden sich immer noch in einem durchgreifenden Wandlungsprozess. Doch das Getöse, mit dem die Diskussionen über Verwertungs- und Urheberrechte geführt werden, legen den Verdacht nahe, dass diese Auseinandersetzung zumindest teilweise auch dazu dient, Kulturschaffende, die ihre Arbeiten online anbieten und die Nutzer dieser Angebote gegeneinander aufzuhetzen. Und wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Von dieser Diskussion, die zunächst einmal nichts verändert, profitieren diejenigen, die sich sowohl bei den Kulturschaffenden als auch bei ihren Kunden finanziell bedienen. Denn obwohl man Filme, Texte, Musik etc kostenfrei herunter laden kann, verdienen die Anbieter meist an den attraktiven Produkten, z. B. über Werbung, die auf den Webseiten eingestellt ist. Und zu bedenken ist, dass mit dem Diebstahl geistigen Eigentums oft ein schlampiges Kopieren der Medienprodukte einher geht. Kreativität ist Arbeit. Und das gilt nicht nur, weil sie Zeit und Mühe kostet und Know-how erfordert. Oft sind zur Herstellung von Medienprodukten auch finanzielle Aufwendungen unvermeidbar. Wer beispielsweise einen Film dreht, wird in der Regel zumindest etwas Geld investieren müssen etc. Welche Auswüchse und Ärgernisse das World-Wide-Web Rezipienten und Kreativen zumutet, dafür könnte man unzählige Beispiele anführen. Aber im Folgenden geht es darum zu zeigen, dass es wenigstens in Ansätzen bereits anders funktionieren kann.
Bei einem meiner Streifzüge durch das Netz fand ich ein Blog, in dem unter jedem Artikel ein Button zu Flattr.com zu finden war. Um herauszufinden, worum es sich bei diesem Portal handelt, habe ich auf www.flattr.com nachgeschaut und mir nach einiger Überlegung einen Account eingerichtet. Die Idee ist denkbar einfach. Jeder, der sich für hochwertige und interessante Inhalte im Netz interessiert und stark machen möchte, kann sich bei Flattr registrieren. Jeder Nutzer legt für sich selbst ein monatliches Budget fest, z. B. 05,00 € und kann dann, wenn er in einem Blog auf den Flattrbutton stößt und den Beitrag unterstützen will, mit einem Klick auf den Button zeigen, dass er den Artikel, Film, etc wertvoll findet. Seine Klicks werden gezählt. Und am Ende des Monats wird die Gebühr, die er festgelegt hat, an diejenigen Kreativen verteilt, deren Beiträge er durch seine Klicks honoriert hat. Nutzer können ein- und denselben Beitrag auch mehrfach anklicken, wenn er ihnen besonders gut gefällt. Der Mindestbeitrag pro Monat beträgt 02,00 €. Im Wikipediabeitrag über Flattr habe ich gelesen, dass die Be- und Auszahlung gegenwärtig nur über Paypal und Moneybooker möglich ist. Aber, als ich über Paypal gezahlt habe, habe ich Graphiklinks zu mehreren anderen Zahlungsmethoden entdeckt. Ob alle diese Graphiklinks schon verfügbar sind, kann ich nicht sagen. Flattr ist selbstverständlich auch eine gute Möglichkeit, mit der sich Kreative aus unterschiedlichen Medienbereichen gegenseitig unterstützen können. Dazu können sie ihre Webpräsenz bei Flattr anmelden. Für geläufige Anbieter wie WordPress, Posterous und die sozialen Netzwerke wie Twitter, Facebook etc stellt Flattr fertige Skripts zum Einfügen in die eigenen Webinhalte zur Verfügung. Für Webpräsenzen bei weniger bekannten Providern oder selbstgestalteten Homepages kann die Verlinkung auch manuell vorgenommen werden. Zusätzlich zu der selbst gewählten Flatrate gibt es noch weitere Möglichkeiten zu spenden. Aber diesen Bereich muss ich selbst noch genauer erkunden. Für diejenigen, die sich ausschließlich für ganz bestimmte Dinge interessieren, ist auch interessant, dass man Inhalte auch ganz einfach abonnieren kann.
Das Portal www.flattr.com wurde im Jahr 2010 gegründet. Standort des Unternehmens ist Malmö (Schweden). Der Name steht offenbar für zwei englische Begriffe. Einerseits für Flattrate (Gebühr) und andererseits für to flattre (schmeicheln). Aber, wer einen informativen oder unterhaltsamen Beitrag mit einem kleinen Betrag honoriert, schmeichelt dem kreativen Menschen, der für den Artikel verantwortlich zeichnet, eigentlich nicht, denn eine noch so kleine finanzielle Anerkennung für eine erbrachte Leistung ist keine Schmeichelei im herkömmlichen Sinn.Ich wünsche Euch allen viel Spaß und Erfolg beim Flattern und Flattern lassen und hoffe, dass viele zu Flattr.com finden, Kreativität und Engagement unterstützen. Es gilt, was man hier am Niederrhein sagt: „Alle Bitsches bate!“ – „Alle Kleinigkeiten zählen!“
Liebe Grüße
Christiane (Texthase Online)
P.S.: Viel Vergnügen und Spaß beim Flattren und Flattren lassen!