Guten Tag Ihr Lieben,
hier kommt ein Artikel, der für Leser, Journalisten und Autoren gleichermaßen interessant ist, den ich als Textprobe für die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte geschrieben habe. Dieser Artikel ist das „Aushängeschild“ für meine Bewerbung, damit ich die Weiterbildung zur PR-Juniorberaterin machen kann.
Schon die alten Römer wussten, dass die Erstellung, Archivierung und Verbreitung von Literatur nicht nur aber auch eine Frage des Geldes ist. So waren Papier (Papyrus), Tinte und Federn kostspielige Materialien. Und Kopieren war eine aufwendige Arbeit, die bezahlt werden musste. So wurden Dichter wie Vergil und Horaz von Mäzenen finanziell und persönlich unterstützt.Sie erhielten z. B. die Möglichkeit ihre Dichtung bei Abendgesellschaften ihrer Mäzene zu präsentieren. Wie in anderen künstlerischen Bereichen hat Mäzenatentum bei der Förderung von literarischen Werken eine lange Tradition. noch zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert förderte Marie von Thurn und Taxis Hohenlohe das dichterische Schaffen von Reiner Maria Rilke. Auch Zeitschriften und Magazine erhielten im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte persönliche Fürsprache und finanzielle Unterstützung durch Mäzene.
Aber Mäzenatentum hatte und hat immer auch seine Schattenseiten. So konnte und kann man bei Mäzenen in Ungnade fallen. Ebenso war und ist ein plötzlicher finanzieller und gesellschaftlicher Niedergang ihrer Mäzene ein Risiko für diejenigen, die von der Unterstützung der Protegés abhängig sind. Und das Bild des armen Poeten von Spitzweg zeigt anschaulich, dass selten oder nie genug Mäzene für alle da waren.
Heutzutage erscheinen Bücher und Zeitschriften in gedruckter Form oder online bei Verlagen. Autoren, Journalisten und Leser haben sich gleichermaßen daran gewöhnt, dass die Herausgeber die finanziellen Lasten und Risiken tragen, die bei der Veröffentlichung von Büchern und Zeitschriften entstehen. Da Buchmarkt und Informationswirtschaft viel schnelllebiger geworden sind, geraten Buch- und Zeitschriftenverlage unter Geld und -Zeitdruck. Die hohe Geschwindigkeit und der finanzielle Druck der Branchen passen immer weniger zu dem langen Atem, der Risikofreudigkeit und der Überzeugungskraft, die man immer schon für neue, gründliche und außergewöhnliche Projekte brauchte. So handelt die „Textwirtschaft“ vorwiegend mit Büchern, die dem jeweiligen Genre entsprechend immer dieselbe Aufmachung, den selben Inhalt und di selben Sprachmuster bieten und mit Nachrichtenschnipseln mit geringem Informationsgehalt, für die vor allem der Begriff Hintergrundwissen ein Fremdwort zu sein scheint. Vielseitige, engagierte und interessierte Verleger, Journalisten, Autoren und Leser sehen diese Tendenz, die zum Main Stream geworden ist, mit wachsender Sorge. Diese Sorge ist durchaus berechtigt. Denn viele gleichartige Textprodukte überschwemmen den Bücher- und Informationsmarkt. So wird es für Autoren und Journalisten immer schwieriger einen angemessenen Platz für außergewöhnliche Projekte zu finden. Und Lesern wird es immer schwerer gemacht außergewöhnliche und interessante Texte ausfindig zu machen.
Heutzutage können Journalisten und Autoren ihre Texte aber nicht nur bei klassischen Buch- und Zeitschriftenverlagen veröffentlichen. Sie können sie auch über so genannte Zuschussverlage oder als Self-Publisher veröffentlichen. Man bezeichnet Zuschussverlage auch als Bezahlverlage, da Autoren bei diesen Unternehmen alle Dienstleistungen, die ein klassischer Verlag bietet, aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Vorsicht ist geboten. Denn viele dieser Verlage bieten Gesamtpakete für die Herstellung und den Vertrieb von Büchern an, die oft nicht halten, was sie versprechen, und bei denen häufig das Preisleistungsverhältnis nicht stimmt. Wer sich für das Self-Publishing entscheidet, spart viele Kosten, denn er traut sich zu, alle erforderlichen Arbeiten selbst zu erledigen. Vereinfacht wird das Self-Publishing durch entsprechende Portale im Internet, die passende Pakete für die Veröffentlichung von Ebooks und gedruckten Büchern anbieten. Doch zum Nulltarif ist auch diese Publikationsmöglichkeit nicht zu haben. Schließlich sollten Lektorat, der Erwerb einer ISBN und eigene Werbemaßnahmen sein. Sowohl bei der Veröffentlichung über einen Bezahlverlag als auch bei Selfpublishing bleibt die Frage der Finanzierung.
Heutzutage finden sich die Services für die Veröffentlichung eines Buches wie auch die Finanzierungsmöglichkeiten hauptsächlich im Internet. So entwickeln sich zusätzlich zu den Portalen von Bezahlverlagen und für das Selfpublishing auch Webseiten von Unternehmen, die bei der Finanzierung von Projekten aller Art behilflich sind. Der Fachbegriff lautet Crowdfunding. Die passende deutsche Übersetzung nennt sich Schwarmfinanzierung.
Die Schwarmfinanzierung entwickelte sich etwa um das Jahr 2000. Dabei bieten Unternehmen Künstlern, sozialen Organisationen, Startups und Forschern eine Internetplattform an, auf der Projekte, die einer Finanzierung bedürfen, detailliert vorgestellt werden können. So können auch alle, die ein Buchprojekt finanzieren möchten, sich und das Projekt mit Zeitplan und Finanzierungsbedarf in Bild und Text darstellen. Da zumindest für den Bereich Literatur die Zeit der großen Mäzene vorbei ist, eignet sich das Crowdfunding sehr gut für die Verwirklichung von Buchprojekten, denn die Idee der Schwarmfinanzierung geht davon aus, dass eine größere Gruppe von Mäzenen ein Buchprojekt finanziell, mit ihrem eigenen Namen und Mund-zu-MundPropaganda unterstützen. Viele kleine Spenden können schließlich auch die erforderliche Summe einbringen. Aber es darf natürlich auch ein bisschen mehr sein.Die Spender werden aber nicht nur damit belohnt, dass sie Eigenwerbung machen können. Sie erhalten eine Belohnung, die ihrem finanziellen Engagement in gewisser Hinsicht entspricht. So kann man beispielsweise festlegen, dass jeder Mäzen, der für das zu finanzierende Buchprojekt bis zu 15 Euro spendet, ein handsigniertes Exemplar des Buches bekommt. Ist eine Buchhandlung ein Mäzen, der 200 bis 350 Euro spendet, kann als Belohnung eine kostenfreie Lesung im Buchladen angeboten werden. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt.
Inzwischen gibt es schon eine größere Zahl von Crowdfunding-Portalen. Recht bekannt sind z. B. Startnext und Indiegogo. Die Services finanzieren sich über einen prozentualen Anteil an der Summe, die Projekte einbringen. Diese Finanzierungsmodelle der Crowdfundingunternehmen sind unterschiedlich. Daher sollte sich jeder, der ein Buchprojekt über Schwarmfinanzierung möglich machen möchte, genau über die Zahlungsbedingungen der Crowdfunding-Plattform informieren.
In den Statuten der Portale steht selbstverständlich auch, wie das Unternehmen die Projekte handhabt, für die die erforderliche Summe nicht erwirtschaftet wird.Bücher und größere journalistische Projekte können über Portale wie Startnext oder Indiegogo finanziert werden. Diese Unternehmen bieten Schwarmfinanzierung in unterschiedlichen Bereichen an. Es gibt inzwischen aber auch Unternehmen, die sich auf Schwarmfinanzierung in bestimmten Bereichen spezialisiert haben. So wurde inzwischen der Kladde/Buchverlag
gegründet, der sicher auf Crowdfunding für Buchprojekte spezialisiert hat. Autoren können hier Manuskripte aller Genres einsenden und erhalten einen detaillierten Plan, der zusätzlich zu den Angaben über die Verlagsservices auch Angaben zur Finanzierung über die Schwarmfinanzierung umfasst. Und im Bereich Journalismus suchen die Krautreporter
vom 13.05. bis zum 13.06.2014 15000 Leser, die 60 Euro für ein alternatives Onlinemagazin spenden, das ab Herbst starten soll. Die genannte Leserzahl und die Summe, die die 25 Krautreporter
anvisiert haben, wird das gesamte Zeitungsprojekt im ersten Erscheinungsjahr finanzieren. Weitere Projekte sind geplant. Die 15000 Mäzene erhalten, wenn das Projekt zu Stande kommen kann, auch Möglichkeiten bei der Gestaltung der Inhalte mitzuwirken. Und das Projekt wird ohne Werbeeinnahmen und somit ohne Beeinflussung durch Werbepartner auskommen. Wenn bis zum 13.06.14 nicht genug Mäzene spenden, erhalten alle Spender ihr Geld zurück.Ein Haken ist, dass man als Mäzen für dieses Projekt nur in Frage kommt, wenn man eine Kreditkarte hat.
Modernes Mäzenatentum in Form von Schwarmfinanzierung ist für Autoren, Journalisten und Leser eine gute Möglichkeit originelle und interessante Projekte jenseits des Main Streams zu verwirklichen. Man muss nur sorgfältig suchen und sich detailliert über die einzelnen Projekte und Möglichkeiten informieren. Das Engagement des Kladde/Buchverlags zeigt, dass es auch Vorteile haben kann, sich an spezialisierte Anbieter für Crowdfunding zu wenden. Denn bei diesem Modell werden Buchwissen, Verlagsservices und die Aspekte der Finanzierung sinnvoll verbunden.
Alles erdenklich Gute für Euch, viel Erfolg bei Euren Projekten und natürlich auch für die Finanzierung!
Liebe Grüße
Christiane (Texthase Online)
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