Guten Tag Ihr Lieben,
frohe Weihnachten! Hier kommt der fünfte Artikel der Serie 50 Denkzettel zu den 50 vollendeten Jahresringen. Er enthält, was mir spontan zu meinem Geburtstag am 24. Dezember 1965 eingefallen ist.
Liebe Grüße
Christiane (Paula Grimm bei Texthase Online)
05. Der 24. Dezember 1965 oder von meinem Start ins selbstständige Leben
Der 24. Dezember 1965 war ein Freitag und hatte, nachdem ich geboren war, auch noch Schnee im Gepäck. Schließlich blieben noch vier Stunden und zwei Minuten Zeit dafür. Ich wurde um 19.58 Uhr im Krankenhaus Sevelen geboren. Es handelte sich dabei um eines jener staatlichen Krankenhäuser, die im Jahr 1980 geschlossen wurden. Jetzt ist es ein Altenpflegeheim. Wir sind alle fünf dort zur Welt gekommen. Die Hebamme hieß Frau Marx. Der errechnete Geburtstermin war übrigens der 21. Dezember. Gut Ding will Weile haben oder nicht? 😉 Wenn man diese drei Tage unbedingt als Verspätung bezeichnen will, muss man anerkennen, dass es keine gesundheitlichen Probleme waren, die diese Verspätung verursachten. Denn, obwohl mein linkes Auge kleiner als das Rechte ist, sich auch damals nicht selbstständig öffnete und auch das rechte Auge nicht „normal“ aussah, war ich ansonsten gesund und munter.
Auch bei der Geburt selbst gab es keine Schwierigkeiten. Meine Eltern und meine Großtante kamen um 19.15 Uhr im Krankenhaus an, und um 19.58 Uhr war ich da. Frau Marx war zur Stelle. Der Arzt kam genau um 20.00 Uhr und war sauer. – Der schöne Gänsebraten! 😉 – Er sagte schließlich: „Ich würde sie Christiane nennen!“ Und damit zog mein Vater zum dritten Mal bezogen auf die Namensgebung den Kürzeren. Er hatte sich, nicht zum ersten Mal Martha oder Gudrun gewünscht.
Bevor ich geboren wurde, hatten meine beiden älteren Geschwister noch eine schöne Bescherung. Sie bekamen u. a. eine Spielzeugbank. Die blieb im Haus bis ich ungefähr 15 Jahre alt war. Meine Mutter, eine große Orchideenfreundin, bekam von meinem Vater zu meiner Geburt eine Orchidee. „Eine Orchidee! – Da habt Ihr auch wamset dem Kind und diesem Geburtstag!“ Das soll meine Großmutter väterlicherseits sagt haben. Sie sollte später immerhin zeitweilig auch einen gewissen Stolz zeigen, was meine „normale“ Entwicklung betraf.
Neun Tage nach meiner Geburt wurde ich in der Krankenhauskapelle notgetauft, denn ich hatte eine Reise durch verschiedene Krankenhäuser am Niederrhein vor mir, Weihrauchcity (Kevelaer), Krefeld. In diesen vier Monaten entwickelte ich mich auch relativ normal. Ich blieb allerdings lange ein Kostverächter vor dem Herrn. Heute mutet es merkwürdig an, dass man ein Kind, das keine gesundheitlichen Probleme hat, so lange in der „Glasbox“ aufbewahrt. Aber so machte man das in den 60er Jahren. War das Prävention, weil man nicht wissen konnte, ob die Röntgenstrahlen in der Frühschwangerschaft nicht mehr angerichtet hatten? Auch das mag eine Rolle gespielt haben. Ich war in Säuglingsstationen untergebracht, in denen Kinder waren, die mit Kopf- und anderen Tumoren zur Welt gekommen waren. Meine Mutter sprach nicht gern darüber, was dieses Elend, das sie dort zu sehen bekam, für einen Eindruck auf sie gemacht hat. Sie erwähnte nur manchmal, dass sie Kinder gesehen hat, deren Körper vollkommen von Verbänden umgeben waren.
Vier Monate sind eine lange Zeit. Und es hat immer noch merkwürdige Beigeschmäcke, dass einer Mutter, die bereits zwei Kinder hatte, nicht zutraute ein angemessenes Gefühl und den angemessenen Menschenverstand zu entwickeln, um ein behindertes aber gesundes Kind zu versorgen. Dieser Beigeschmack bleibt auch, wenn man bedenkt, dass man Tumore, die ja durch Röntgenstrahlen auch verursacht werden können, nicht von außen erkennen kann. Denn die Ärzteschaft zog die offensichtlich Ursache für meine Blindheit in Zweifel. Denn obwohl es einer von ihnen gewesen war, der mich bei einer von drei Röntgenaufnahmen gesehen hatte, wurde versucht andere Ursachen herbeizudiskutieren. Beliebt war Blindheit durch Toxoplasmose. Schließlich waren meine Eltern Viehzüchter. Dieses „Gehampel“ und das Versprechen, dass die unterentwickelten Augen vielleicht doch operiert werden könnten, brachte ein ekelhaftes Gebräu von Schuldgefühlen, Erwartungen, Hoffnungen, Spekulation etc. in die Familie. Was das für meine Mutter und mich bedeutete, darauf gehe ich im Beitrag über meine Mutter ein. Hier sei nur erwähnt, dass mich alles, was ich mit ihr erlebt habe, dazu veranlasst hat, Teile ihres Namens als Pseudonym für meine Arbeit als Autorin zu verwenden. Hier gibt es einen der Beiträge, in dem ich sie zu würdigen versucht habe:
https://texthaseonline.com/2015/11/14/heimkehr-in-den-blog-achtundachtzig-blutenblatter-fur-gertrud/.
In den wesentlichen Bereichen meines Lebens entwickelte ich mich im Säuglings- und Kleinkindalter normal. ich konnte mit einem Jahr an der Hand und im Laufgitter laufen. Lernte bald sprechen. Und bis auf die Tatsachen, dass ich stark fremdelte, oft auch keinen Körperkontakt mochte und bis zu meinem dritten Lebensjahr Magenprobleme hatte, war ich ein „normales“ Kind. Eine gewisse Altklugheit war mir längere Zeit eigen. Denn ich war viel mit älteren Menschen, z. B. mit unserer Großtante, der Verwandten ihres Mannes, die sie pflegen musste und auch mit meiner Großmutter zusammen. Doch so etwas wächst sich aus, wenn da auch noch jüngere Geschwister, vielseitiger Spielraum, Tiere und Wissbegier sind. obwohl die Leitung es zunächst nicht wollte, kam ich in den Kindergarten am Ort und bildete mit einem Freund, Gregor und einer Freundin, Margret, ein „Trio infernale“. Wir waren genau das, was man sich unter den Sandkastenrockern aus der Förmchenbande vorstellt. 😉
„Die Menschen werden nicht an dem Tag geboren, an dem ihre Mutter sie zur Welt bringt, sondern dann, wenn das Leben sie zwingt, sich selbst zur Welt zu bringen.“ Das schreibt Gabriel G. Marquez in seinem Buch hundert Jahre Einsamkeit. Dem könnte man leicht widersprechen und zwar mit den Fakten der humanwissenschaftlichen Forschung, die zeigt, dass die Geburt eines Kindes auch von Seiten des Kindes ein wesentlich aktiverer Akt ist, als man sieht und denkt. Und dennoch stimmt es, was Marquez sagt.Und viele von uns müssen sich nicht nur einmal auf die Welt bringen, sich selbst erden und sich neu erfinden, ohne bestimmte Grenzen und Möglichkeiten über Bord werfen zu können. In diesem Sinn müssen sich Menschen unterschiedlich früh und ebenfalls unterschiedlich oft selbst zur Welt bringen. So wie wir uns selbst nicht gemacht und im rein biologistischem Sinn selbst zur Welt bringen, haben diese verschiedenen Arten sich selbst zur Welt zu bringen einen Teil, den wir nicht beeinflussen können und einen Teil, der auf unscheinbare Art aktiv ist, wir müssen aushalten, uns selbst und die Situation annehmen und können nur manchmal in offensichtlicher Weise etwas tun. Ich habe anfangs ausgehalten, wahrgenommen und den „Glaskasten“ überstanden.
Und meine Eltern, das gilt vor allem für meine Mutter, haben etwas wichtiges getan, das ebenfalls unscheinbar aussah, aushalten und Entwicklung zulassen. ich sage an dieser Stelle einfach herzlichen Dank dafür!
PS: Und für alle Freunde der Astrologie sei hier noch gesagt, dass ich ein Steinbock bin, wie er im Buche steht, obwohl ich ein früher Steinbock bin. Aber ich habe dieses beharrliche, gefühlslahme Tier auch als Mondzeichen. Mein Aszendent ist der Löwe. Da ging es in bestimmten Lebenssituationen von Anfang an heftig ab zwischen den inneren und äußeren Belangen und Befindlichkeiten. 😉
[ccategory Paulas Posts, Gedankengänge]
Von Geburtstagskind zu Geburtstagskind: Alles Gute und ein produktives, kreatives und gesundes neues Lebenjahr!
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Guten Tag Jery,
das wünsche ich Dir auch! Alles Gute zum Geburtstag, zauberhafte Weihnachten und alles erdenklich Gute für das neue Lebensjahr und für 2016, Gesundheit, Freude sowie frohes und erfolgreiches Schaffen!
Liebe Grüße
Christiane
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Alles Gute zum Geburtstag und frohe Weihnachten! Ein spannender Beitrag,
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Herzlichen Dank für die Geburtstagsgrüße, zauberhafte Weihnachtstage noch und alles erdenklich Gute für 2016!
Liebe Grüße
Christiane (Paula Grimm bei Texthase Online)
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