Guten Abend Ihr Lieben,
in diesem Artikel gibt es noch einen kleinen Gedankengang. Der kurze Text war auch so eine Fingerübung, um einfach nur mal einen Gedanken aufzugreifen.
Stimmen stimmen
Heute habe ich einige Gründe mich mit der menschlichen Stimme zu befassen, die seit vielen Jahren immer wieder ein Lieblingsthema von mir war. Ich bin nicht besonders empfindlich, was Stimmen betrifft, die ich höre. Denn es liegt ja in der Natur der Sache, dass die Stimme als menschliches Organ vom Aufbau und bezogen auf das Material nicht beliebig verändert werden kann. Und wie meine Mutter zu sagen pflegte: „Niemand hat sich selbst gemacht!“ Aber, obwohl ich vom Gesang kaum Ahnung habe und mich mit Stimmbildung und Stimmentwicklung auch wenig auskenne, habe ich doch festgestellt, dass ich im Verlauf der viereinhalb Jahrzehnte, die ich nun schon Stimmen höre, doch immer sensibler dafür geworden bin, wie sich Stimmen anhören, wie die Stimmen gestimmt sind. So wurde ich gestern Nachmittag durch ein Gespräch mit einer Bekannten an einen Mann erinnert, der im Grunde eine volltönende, tiefe Stimme hat, der diese aber schlampig und nachlässig gebraucht, so dass sie inzwischen nicht mehr kraft- und ausdrucksvoll klingen kann und träge und verwahrlost klingt. Die Vernachlässigung hat deutliche Spuren hinterlassen. Andererseits durfte ich heute Morgen die Stimme einer Frau hören, die ich länger nicht gehört aber trotz ihrer Veränderung erkannt habe. Und es war eine Freude zu hören, wie aufrichtig und stark diese Stimme klang, die mit ihrer Besitzerin durch eine lange und schwere Zeit gegangen ist. Zwar war auch deutlich zu hören, dass die Stimmung der Stimme sich noch weiter verbessern kann. Aber die neue Einstimmung der Stimme war schon sehr wohltuend. Es heißt nicht umsonst, im Einklang mit sich sein. So muss ich zu meiner eigenen Stimme sagen, dass sie einen Teil ihrer natürlichen Stimmung eingebüßt hat. Sie ist sonor und ermüdet leicht, weil sie durch Nebenhöhlenentzündungen etc belegt und beschädigt wurde. So war sie heute wieder einmal ganz besonders müde. Ganz richtig gestimmt, wie sie eigentlich ist, wird sie wohl nicht mehr. Aber lautes Lesen und Summen und dabei den angemessensten Ton, die geeignete Resonanz im Kopf zu finden, haben schon sehr gut geholfen. Gerade, was die Ermüdung betrifft, ist es schon um einiges leichter und besser geworden. Stimmen bekommen im Verlauf des Lebens Gebrauchsspuren. So werden sie dunkler und dabei aber auch sanfter und weicher. Doch immer mehr Stimmen verstimmen dauerhaft, weil sie missbraucht und verwahrlost werden. Mir tut es weh, und ich bedauere es immer mehr, wenn beispielsweise Frauenstimmen so lange auf Kleinmädchenklang verstimmt werden, dass sie schrill und ausgedünnt werden. Ich wünsche Euch, dass Ihr immer wieder Eure Stimmen gut und gesund stimmen und in Stimmungen bringen könnt!
Liebe Grüße
Christiane (Texthase Online) und Paula Grimm
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